Totenfluss: Thriller (German Edition) by Chelsea Cain

Totenfluss: Thriller (German Edition) by Chelsea Cain

Autor:Chelsea Cain [Cain, Chelsea]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-05-14T22:00:00+00:00


30

Susan hatte einen Tampon auf seinem Schreibtisch liegen lassen. Archie hatte es bemerkt, während er mit Claire telefonierte.

Keine Veränderung.

Das hatte Claire gesagt.

Archie wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Wenn Henrys Körper das Gift verarbeitete, müssten seine Werte dann nicht langsam besser werden?

Er öffnete seine Schreibtischschublade, holte den Flash Drive heraus und drehte ihn in der Hand. Es war sechs Monate her, seit er ihn von Gretchen bekommen hatte. Ihr letzter Zug in dem wahnsinnigen Psycho-Schachspiel zwischen ihnen beiden.

Noch hatte ihn Archie nicht in seinen Computer gesteckt und sich die Dateien angesehen. Er hatte Henry versprochen, dass er es nie tun würde.

Er legte den Flash Drive in die Schublade zurück und sah auf die Uhr. Es war nach Mittag.

Eine E-Mail kam herein – die Datei von Patrick Liftons Vermisstenmeldung.

Er überflog sie gerade, als Susan zurückkam.

»Ich mache sie«, sagte sie. »Die Story. Ich habe den Inlandschef der New York Times angerufen, als ich draußen war. Kann ich einen Schreibtisch haben, an dem ich arbeite?«

»Sie halten den Jungen fürs Erste raus«, sagte Archie.

»Ja«, sagte Susan. »Jetzt geben Sie mir meine Handtasche wieder. Ich brauche mein Notizbuch.«

Archies Telefon läutete. Er sah Heils Nummer und riss das Gerät an die Wange.

»Wo sind Sie?«, fragte er.

»Vorn.«

»Sie rufen mich von vorn aus dem Büro an?«

»Es geht schneller. Hier ist jemand. Er sagt, er ist derjenige, der Stephanie Towners Leiche bewegt hat.«

»Er ist jetzt hier?«

»Er sitzt vor mir. Er sagt, er ist der Verwalter im Oaks Park.«

»Ich bin gleich draußen«, sagte Archie. Er sah Susan an. »Sie können in meinem Büro arbeiten«, sagte er und bereute das Angebot im selben Moment schon wieder.

August Hughes hatte breite Wangenknochen, eine breite Nase und weißes Haar, das sich auf den hinteren Teil seines Schädels zurückgezogen hatte. Auf seiner dunklen Stirn stapelten sich tiefe Furchen, und links und rechts des Munds hatten sich die Grübchen längst zu flachen Gräben vertieft. Weiße Barthaare sprenkelten sein Kinn. Das Hemd war gebügelt. Er trug rote Hosenträger.

Sein Sohn Philip hatte ihn hergebracht. Er hatte das Problem mit der erblichen hohen Stirn gelöst, indem er sich den Schädel rasiert hatte und sich einen Bart stehen ließ.

Archie hatte sich gegen ein Vernehmungszimmer entschieden und stattdessen vorgeschlagen, sie könnten sich im Konferenzraum unterhalten.

An der Tafel stand noch die Liste mit den möglichen Verwendungszwecken für die Schlüssel.

Heil saß neben Archie, August und Philip Hughes hatten auf der anderen Tischseite Platz genommen.

August Hughes schluckte schwer. »Ich übernehme die volle Verantwortung«, sagte er.

Sein Sohn schaute zur Seite.

Sie hatten um keinen Anwalt gebeten.

»Sie haben die Leiche zum Karussell geschafft?«, fragte Archie.

»Ja.«

»Warum?«

»Ich übernehme die volle Verantwortung«, wiederholte er. Seine Iris sah fast schwarz aus, das Weiße in seinen Augen war eher cremefarben als weiß und von roten Blutgefäßen durchzogen.

»Warum haben Sie es getan?«, fragte Archie noch einmal.

Philip Hughes legte eine Hand auf den Rücken seines Vaters. »Erzähl es ihnen, Pop«, sagte er.

August ließ die Schultern hängen. »Zuerst habe ich sie vom Ufer weggezogen, weil ich Angst hatte, dass sie der Fluss wieder hinausspült«, erklärte er. »Ich habe sie ins Gras gelegt.« Er zuckte mit den Achseln und runzelte die Stirn.



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